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  • Weihnachten schafft sich selbst ab

    Wie wir statt dem „Fest der Liebe“ Wahnsinn und Konsumrausch zelebrieren

Lesedauer: 3 Minuten

Eigentlich wollte ich diesen Artikel nicht schreiben. Denn das Letzte, was wir brauchen, ist noch ein Artikel, in dem sich eine vor Zynismus triefende Autorin über die Weihnachtszeit auskotzt. Doch dann hat mich die Menschheit wieder einmal inspiriert, denn sie übertrifft sich erneut in ihrem Konsumwahn. Es gibt den oft gehörten Spruch „Weihnachten kommt wie immer überraschend“ und wenn man sich in der Vorweihnachtszeit Deutschlands Straßen und Geschäfte anschaut, wird einem die Ironie dieses Kommentars schmerzlich bewusst. Daran hat meiner Wahrnehmung nach auch Corona nicht viel geändert.

Gerade in den Tagen vor dem 24. Dezember scheint sich die Menschheit nur in einem einig zu sein: Ich bin der wichtigste Mensch auf Erden und oberste Priorität hat die Besorgung MEINER Weihnachtsgeschenke.

Die ohnehin sehr auffällig zutage tretende Ungeduld der Menschen wird in solchen Zeiten zum allgegenwärtigen Star unter den negativen Charaktereigenschaften. Begleitet wird diese im Scheinwerferlicht durch das oben genannte Phänomen des „negativen Pionierwesens“. Dieses zeichnet sich durch den unbändigen Wunsch der „Shopper“ aus, überall „der/die Erste“ zu sein. Koste es, was es wolle. Dabei werden auch gerne mal Familienbande gelöst. Im Kampf um die günstigsten Socken müssen eben Opfer gebracht werden!Dann dröhnen aus den Lautsprechern der Kaufhäuser Durchsagen wie: „Die kleine Anna vermisst ihre Eltern und möchte in der Damenabteilung abgeholt werden“. Tja, wie sagt man so schön: Schwund gibts immer…

Betrachtet man die Motivation für das „monetäre Massengrab“, das sich in der Adventszeit auftut, kann man uns menschlichen Lemmingen keinen Vorwurf machen. Schließlich geht es ja um das Fest der Liebe!

Verblendet von all den schönen Marken und Materialien scheinen einige Menschen aber wohl so etwas wie einen „Konsumschock“ zu erleiden. Nur dass keine Zweifel aufkommen, auch ich werde gerne beschenkt und schenke gerne. Zu erwarten, dass in einer wirtschaftlichen Welt sämtliche Oberflächlichkeit und Materialismus verschwinden, ist nicht nur utopisch, sondern auch nicht erwünscht. Doch wie immer ist der Weg das Ziel (oh ja, diese platte Metaphorik benutze ich tatsächlich). Warum lassen so viele Mitmenschen ihre Manieren zu Hause oder legen diese scheinbar im Großraumbüro auf ihrem Mac ab? Zielverzeichnis: Eigene Dateien/Charaktereigenschaften/Archiv_Weihnachtszeit. So kommt es leider mehr als einmal vor, dass man angerempelt wird und sich dafür auch noch entschuldigen soll. Wie kann man auch die Frechheit besitzen, sich nicht sofort zu entmaterialisieren, sobald man jemandem im Weg ist?!

Den traurigen Glanzpunkt in dieser „besinnlichen Zeit“ bilden die Weihnachtsmärkte. Hauptsächlich wird dort mit dem menschlichen Nervenkostüm gehandelt.

Bisher ist mir leider noch keiner dieser adventlichen Märkte begegnet, der auch nur im Entferntesten so etwas wie Entschleunigung oder Ruhe suggeriert hätte. Stattdessen baut sich die Kulisse des genussmittelverseuchten Grauens aus diversen Komponenten auf, die sich alle in einer Mission vereinen: Den Menschen, die sich dem Wahnsinn entziehen wollen, den letzten Nerv zu rauben!

Eine Herde debil glitzernder Rentiere galoppiert stumm neben den selbstgegossenen Kerzen (die leider auch genauso aussehen), während sich eine zuckersüße Mandelwolke in die Nasenlöcher gräbt, nur um dort von der Fettfahne der „Meterwürste“ abgelöst zu werden!

Schreiende Kleinkinder, die aus ihren beinahe zahnlosen Mündern immer wieder „Mama, was ist das? Mama, ich will das!“ gilfen, werden durch sonore Vaterstimmen in Schach gehalten. „Wenn wir uns verlieren, treffen wir uns am Auto“, flötet die Mutter dazwischen. Die Spaltung auf dem familiären Ausflug wird schon routinemäßig eingeplant!

Hat man an „Heiligabend“ dann endlich alles einigermaßen ansehnlich im traditionell kitschigen Papier verpackt, wähnt man sich im seligen Weihnachtshimmel. Die Hirsche lachen auf rotem Untergrund von den Geschenken, die Karten sind mit dem ewig grünen Tannenbaum verziert, darunter ein romantisch geschwungenes „Fröhliche Weihnachten“ in der Schriftart Vivaldi. Immerhin bleibt mir die schönste Tradition an Weihnachten: die Gremlins, die jedes Jahr über den Bildschirm flackern und sich von süßen Haustieren zu Monstern entwickeln. Ein bisschen wie wir Menschen in der Vorweihnachtszeit.

Aber wie gesagt, eigentlich wollte ich diesen Artikel gar nicht schreiben!

Hinweis: Der Text stammt aus meinem Archiv, ist aber leider jedes Jahr aktuell.

Bild: magann – stock.adobe.com

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