Kurz vor Weihnachten habe ich mich in eine kleine Auszeit von Social Media verabschiedet. Hauptsächlich aus privaten Gründen, aber auch im geschäftlichen Bereich habe ich gespürt, dass ich müde bin. Mich verbindet mit Facebook und Instagram eine Hassliebe, wie sie viele kennen: Ich liebe den Austausch, ich habe Spaß am Kreieren, aber es gibt auch negative Seiten. Gerade in der Business Bubble geht es meiner Wahrnehmung nach bei vielen nur noch ums Verkaufen und um schmissige Call-to-Actions für vermeintlich viele Interaktionen. Mir ist das oft einfach alles zu laut und zu werblich. Ich liebe meine Selbstständigkeit auch, inszeniere mich ebenso auf meine Art und zeige gerne meine Arbeit. Aber ich bin froh, dass meine Einnahmen zu keiner Zeit von diesen Plattformen abhängen. Ich mag diese aggressiven Verkaufstexte nicht. Ihr merkt schon, ich hadere nicht nur mit Instagram und dessen technischen Fails (und davon gibt es viele), sondern vor allem mit der Mentalität, die es fördert. Die Maxime „höher, schneller, weiter“, springt mir oft penetrant wie ein unternehmerischer Imperativ entgegen. Ich hingegen feiere gerne auch mal den Status quo. Kürzlich habe ich dazu übrigens auch für welt.de/Iconist einen Artikel geschrieben. Das bedeutet nicht, das ich etwas gegen Wachstum und Erfolg habe. Ich selbst liebe, wie sich Rocking Letters in den letzten zehn Jahren entwickelt hat und damit auch ich als Person. Ich habe mein zehntes Jubiläum selbst auf Instagram ausgiebig gefeiert, weil es ein Meilenstein ist.
Ich inszeniere mich und meine Arbeit auch gerne, aber ich hasse Fakes und Buzzwording. Mein Motto lautet: „Make it, don’t fake it!“
Ich finde toll, dass es unterschiedliche Menschen und Herangehensweisen gibt, solange sie ehrlich sind und nicht auf dem Prinzip „Fake it till you make it“ basieren. Ich bin eher Fan von „Make it, don’t fake it“. Bei Buzzwording ohne Substanz reagiere ich ohnehin allergisch, ebenso bei manipulativem Marketing. Zum Glück gibt es natürlich auch viele tolle und inspirierende Accounts. Sie sind mein Anker und ich hüte sie wie kleine Schätze. Kürzlich hat mich ein Follower gefragt, wie es mir bei meiner Social Media Auszeit ging. Der moderne Begriff dafür ist Social Media Detox und ich finde es selbst traurig, dass diese Entgiftungskur inzwischen so geläufig und für viele nötig ist. Ich muss sagen, sie fiel mir erstaunlich leicht. Ich habe Instagram und Facebook von meinem Handy gelöscht und nur die ersten paar Tage ging der Finger noch automatisch an die Stelle, wo die Apps zuvor waren. Da ich gerne schöne Dinge und Momente festhalte und inzwischen auch einen Automatismus entwickelt habe, habe ich auch manchmal noch Fotos gemacht. Nur eben ohne sie zu posten. Ich habe die Zeit ohne aufpoppende Push-Nachrichten und permanenten Input genossen und wie schon öfter in der Vergangenheit gemerkt: Ich verpasse nicht viel und ich selbst werde auch nicht schmerzlich vermisst. Die meisten Menschen sind naturgemäß mit sich selbst beschäftigt. Da denkt sich keiner: „Mensch, die Jessy hat gar keine Weihnachtskekse gepostet. Da stimmt was nicht!“. Mit meinen wichtigsten und nahen Menschen bin ich ohnehin anders in Kontakt.
Ich habe die Zeit aber auch genutzt, um mir zu überlegen, was und über welche Kanäle ich kommunizieren möchte. Das Ergebnis ist mein eigener Rocking Newsletter, den ich schon lange umsetzen wollte. Inspiriert dazu haben mich auch tolle Frauen wie Julia Hackober und Tina Wälde mit ihren Newslettern. Irgendwo in der Ferne schwebt auch noch die Idee eines Podcasts. Diese Überlegungen haben sich aus meinem eigenen Bedürfnis entwickelt, meine Texte nicht mehr in den Feeds untergehen zu lassen und aus verschiedenen positiven Feedbacks. Auch die Storys und der Austausch in Gesprächen machen mir Spaß. Mir ist es aber wichtig, keinen Trends nachzujagen und vor allem auch Dinge umzusetzen. Bei meinem Newsletter folge ich daher dem Prinzip „Better done than perfect“ und das ist für mich als Perfektionistin schon ein Meilenstein.
Social Media funktioniert für mich nur ohne Followtrain-Bullshit und mit echtem Austausch
Gleichzeitig kehre ich langsam auf Instagram und Facebook zurück, aber bewusst etwas anders. Ich könnte das jetzt neue Kommunikations- oder Content Strategie nennen. Aber kurz gesagt: Ich mache einfach noch mehr, worauf ich Lust habe. Das heißt auch, dass ich weiterhin Accounts aussortiere, die mir nichts (mehr) geben. Das ist für mich die einzig richtige Art, Social Media zu nutzen. Umgekehrt sollen mir auch nur Leute folgen, die meinen Content wirklich mögen. Irgendwie logisch, oder? Aber leider nicht selbstverständlich. FollowforFollow, Followtrains etc. sind für mich Bullshit und haben vor allem nichts mit echtem Interesse und Austausch zu tun. Rein egoistisch gesprochen sind es außerdem „Karteileichen“, die keine Interaktion bringen. Ich werde weiterhin Posts veröffentlichen, wie gehabt ohne wirklich festen Redaktionsplan. Ich will Gedanken wie „Ich muss mal wieder was posten“ verbannen und nur meinem Gefühl folgen. Das wird nicht einfach, weil diese Plattformen Suchtpotenzial haben, aber das wahre Leben beansprucht mich sowieso gerade sehr und hat gleichzeitig so viel zu bieten.
Warum ich denke, dass Meta uns verarscht und trotzdem bleibe
Algorithmen und vermeintliche Best Practice sind mir eh schon lange egal. Ich habe durch meine eigenen diversen Accounts über die Jahre und meine Arbeit mit Unternehmen verschiedenster Größen und Budgets so viele Einblicke bekommen und denke: Meta verarscht uns einfach oft. Mein unbedeutende Meinung: Es gibt keine perfekte Posting-Frequenz, keinen Garant für viele Views bei Reels oder für viele Interaktionen. Nichts ist wirklich planbar, es ist alles einer großen Willkür unterworfen, die man selbst mit aufwendigen Insights-Analysen kaum beeinflussen kann. Und wenn, dann nur mit viel Zeit und Aufwand. Am Ende geht es um Geld und darum, dich möglichst lange an ihre Plattformen zu binden und abhängig zu machen. Ehrlich gesagt möchte ich daher auch aus Prinzip nicht mehr so viel Zeit auf Facebook und Instagram verbringen. Denn mal nüchtern betrachtet: Meta ist milliardenschwer, trotzdem gibt es immer wieder Bugs und benutzerunfreundliche Neuerungen. Der Trend bei Instagram geht für mich schon lange Richtung „Wir mögen nur Creator und Unternehmen.“ Das bestätigen auch die Posts von CEO Adam Mosseri. Das Feedback der User wird scheinbar nicht ernst genommen, stattdessen wird erst TikTok nachgebaut und dann kommt ein sinnloses Funktions-Update nach dem anderen. Einen deutschsprachigen oder überhaupt Support für Kleinunternehmen und Freelancer sucht man vergebens. Und von den Bots will ich gar nicht erst anfangen! Es gibt immer noch keine Möglichkeit für Links in den Captions und man muss alles über Link in Bio etc lösen. Immerhin darf inzwischen auch der „Pöbel“ wie wir mit weniger als 10 000 Followern Links in der Story platzieren. Juhu!
Ich habe auch das Gefühl, dass sich bei vielen Menschen generell eine Müdigkeit gegenüber Social Media einstellt und viele die Schnelllebigkeit mit immer neuen Funktionen und Tools nicht mehr mitmachen möchten. Wenn ich es runterbreche, mag ich an Instagram die Inspiration, den Austausch mit anderen und es als Teil meines digitalen Schaufensters nutzen zu können. Soziale Medien waren für mich schon immer nur Kosmetik, eine Ergänzung zu meiner Homebase, der Webseite. Instagram ist für mich auch keine Akquise-Plattform, denn meine Kunden finden in der Regel mich und nicht umgekehrt. 80-90 % meiner Einnahmen kommen von Stammkund:innen, Folgeaufträgen oder Empfehlungen. Wenn ich hin und wieder neue Kund:innen suche, dann spreche ich diese individuell und maßgeschneidert an. Zudem sprenge ich mit meinen langen Texten regelmäßig die Zeichenvorgabe bei den Captions. Mir ist bewusst, dass die meisten so viel nicht lesen wollen. Stattdessen lautet „Snackable Content“ die Devise. In dieses Korsett möchte ich mich nicht immer zwängen lassen. Außerdem ist für mich nichts anstrengender als Oberflächlichkeiten. Ich sehne mich nach Tiefgang. Natürlich muss es auch mal banal und vor allem witzig sein, aber immer menschlich und vor allem echt.
Ich bin gespannt, wie sich die Reise mit meinen Texten und anderen Inhalten für mich entwickelt. Ich freue mich auf jeden Fall, wenn ihr mich dabei begleitet. Hier auf dem Blog und mit meinem Rocking Newsletter. Er erscheint alle 14 Tage.
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