Wenn es um Tribute Bands geht, scheiden sich oft die Geister: Die einen lehnen sie ab, die anderen schätzen es, die Musik von geliebten Hochkarätern überhaupt live hören zu können, selbst wenn sie nicht von den Idolen direkt kommt. Der Knackpunkt bei einem guten Tribute Act ist letzten Endes immer die musikalische Qualität. Man kann mangelndes Talent oder handwerklcihes Können schlicht nicht mit einem perfekten Bühnen-Outfit oder noch so guter Schauspielkunst ausgleichen. Man denke da nur an die unzähligen peinlichen Elvis Presley Acts. An der Stelle eine kleine Empfehlung: Nils Strassburg ist in dieser Kategorie als Tribute-Künstler für mich eine echte Wucht und demnächst auf Deutschland-Tour. Mich führte am 25.04. aber ein Doppelkonzert zwei anderer Bands in die Kulturhalle Remchingen: The Robbie Experience, eine Robbie Williams Tribute Band rund um Frontmann Mario Nowack und Bounce, ein Bon Jovi Tribute mit Sänger Olli Henrich als Frontmann.
Fotos: Jessica Wittmann-Naun, Rocking Letters
Beide waren letztes Jahr Teilnehmer bei The Tribute – Die Show der Musiklegenden auf SAT.1, aus der „The Robbie Experience“ als Sieger hervorgingen und „Bounce“ Platz zwei belegten. Wer mich etwas kennt, weiß, dass ich ein riesiger Bon Jovi-Fan bin. Ich habe das Konzert also hauptsächlich wegen Bounce besucht, aber auch viele Songs von Robbie Williams gefallen mir. Ich habe ihn auch vor Jahren schon live gesehen, ebenso wie Bon Jovi mehrfach. Ich konnte die Bands also mit den Live-Auftritten ihrer berühmten Vorbilder vergleichen, auch wenn das bei einem solchen Konzert für mich nicht im Vordergrund steht.
Bei beiden Bands ist die musikalische Qualität auf höchstem Niveau! Das gilt für jeden Musiker, die Background-Sängerinnen und natürlich die Sänger, die – so ehrlich muss man sein – den Act tragen müssen. Bei dem Doppelkonzert wurde auch ein Unterschied bei der Herangehensweise von Tribute Bands offensichtlich, die eine Grundsatzfrage ist: „The Robbie Experience“ zeigen eine sehr detailgetreue Adaption des Originals – das geht bei Sänger Mario von Outfit und Frisur über die passenden Fake-Tattoos bis hin zu Gestik und Mimik. Eine Performance, die sehr nah an Robbie Williams herankommt. Kein Wunder, er ist laut Webseite „Europas meist gebuchtes Robbie Williams Dounble“. Dennoch lässt er bei seiner Performance auch etwas Raum für seine eigene Persönlichkeit – für mich ein entscheidender Faktor, um als Tribute-Künstler nicht als reine Kopie unterzugehen und dann zwangsläufig im Vergleich den Kürzeren zu ziehen.
„Bounce“ hingegen treten eher als eigenständige Band auf. Bis auf die Cowboy-Hüte bei „Wanted dead or alive“ gibt es keine Outfit- oder Tattoo-Referenzen. Sänger Olli Henrich zeigt hier und da ähnliche Bühnen-Gesten wie Jon Bon Jovi, die aber meiner Meinung nach zum Repertoire vieler Rockband-Frontmänner gehören. Er imitiert (zumindest meiner Wahrnehmung nach) auch nie den ikonischen Sänger aus New Jersey bei seiner Performance oder der Interaktion mit den Fans. Das hat der charismatische Sänger auch nicht nötig: Als echtes Powerhouse überzeugt er am Mikro von der ersten Sekunde an – sowohl gesanglich als auch was die Bühnenenergie angeht. Gerade bei einer Band, die für Stadionrock berühmt ist, muss ein Frontmann sich den Raum auf der Bühne nehmen und Präsenz zeigen. Das gelingt Olli während der gesamten Show, die meiner Meinung auch durch einer perfekte Songauswahl und gut balancierte Setlist brilliert. Ich habe „Bounce“ schon mehrmals live erlebt und hatte den Eindruck, dass Olli stimmlich in jüngster Zeit sogar noch besser geworden ist. Sei es nun angetrieben durch den Wettkampf bei der Show „The Tribute“ oder als davon losgelöste Entwicklung als Künstler.
Fotos: Jessica Wittmann-Naun, Rocking Letters
Wie erwähnt, habe ich habe Bon Jovi mehrmals live gesehen, sowohl Anfang der 2000er als auch zuletzt, als Jon mit seiner Stimme zu kämpfen hatte. Spätestens seit der Doku „Thank You, Goodnight: The Bon Jovi Story“ habe ich höchsten Respekt vor ihm als Künstler. Nicht nur weil er offen seinen Kampf mit dem Altern und dem Stimmverlust dokumentiert, sondern sich auch entschieden hat: Wenn er nicht mehr die gesangliche Leistung bringt, hört er auf. Das musikalische Erbe soll gewahrt werden. Das ist generell ein Aspekt, den wir beim Konzertgenuss oft vergessen: Bei all dem Vergnügen verlangt eine Show den Musikern viel ab. Jeder, der sich mit den Anforderungen von Live-Konzerten auskennt, weiß was die Band und insbesondere der Sänger dabei leisten. Es ist nichts anderes als ein Marathon! Jeder, der schon mal versucht hat, bei „Living on a prayer“ die hohen Töne zu treffen, weiß wovon ich spreche. Fun fact: Es war trotzdem immer mein liebster Karaoke-Song! Und Olli Henrich gelingt sogar der absurd hohe Gesang bei meinem Lieblings-Song „Runaway“.
Was Bühnenenergie und musikalische Qualität angeht, haben beide Bands in Remchingen gezeigt, dass sie ihren großen Vorbildern in nichts nachstehen. Als Rock Chick schlägt mein Herz natürlich immer mehr für die härteren Töne und Riffs. Deshalb habe ich mit meiner Mähne beim Tanzen und Headbangen in der Kulturhalle die eine oder andere Besucherin auch etwas aus der Fassung gebracht. Aber bei den Hymnen von Bon Jovi tanze ich mich eben schnell in Ekstase – und so soll es bei einem Konzert doch auch sein, oder?
Denn eines ist klar: Egal ob Paillette oder Pogo, Musik ist und bleibt die beste Droge!
Danke für den schönen Konzertabend an „The Robbie Experience“ und besonders an „Bounce“ für die Einladung. Abschließend noch ein Tipp für alle aus der Stuttgarter Region: Bei „Wir rocken“ könnt ihr die „Bounce“ im August in in fünf Städten live erleben. Ihr wisst also, wo ihr mich findet!
Hi, das ist ja eine Super Reportage von Dir, der ich mich voll und ganz anschließe. Ich habe die beiden Tribute Bands schon mehrmals erlebt und es war jedes Mal eine Super Show. Stimmlich Klasse und tolle Unterhaltung. Keine Starallueren sondern Nähe zu den Fans.
Hallo Peter, danke für das nette Feedback! Ja, ich finde, die beiden Bands machen wirklich eine super Stimmung und sind sehr sympathisch!