Ich bin schon lange Fan von The BossHoss, insbesondere von ihrer Qualität als Live-Band. Ich finde, hier kommt ihre Energie und der Rock ’n‘ Roll ihrer Songs viel mehr zum Ausdruck als in den Studioversionen. Dieses Jahr sind die Hauptstadt-Cowboys unter dem Titel „Back to the Boots“ mit dem gleichnamigen Album zu ihren Wurzeln zurückgekehrt: Eine Clubtour statt große Hallen erinnert an die Anfänge. Intimität statt Arena-Pomp.
Mit etwas Realismus muss man natürlich auch anerkennen, dass die Buchung einer Clubtour neben der Romantik der Anfangsjahre wahrscheinlich auch wirtschaftliche Gründe haben wird. Die Band ist seit zwanzig Jahren eine Konstante und zündet immer passend zu Album und Tour eine gelungene Marketing- und PR-Kamapagne. Medienauftritte in TV, Radio, Print und der Online-Presse beherschen sie und bleiben dabei immer authentisch. Aber: die Live-Branche hat sich verändert und ohne wöchentliche TV-Präsenz mit enormer Reichweite wie etwa damals bei „The Voice of Germany“ würden The BossHoss meiner Meinung nach eine Schleyer-Halle oder Porsche-Arena in Stuttgart aktuell nicht füllen. Das ist auch keine Schande und bei aller Leidenschaft steckt im Musikbusiness eben auch der Business-Teil. Deshalb denke ich, dass die „Back to the Boots“-Tour eine wohlüberlegte Entscheidung war und die kann ja durchaus mit dem authentischen Wunsch nach intimeren Konzerten zusammenfallen. Als Fan mag ich kleinere Locations ohnehin mehr – auch wenn man hier auf coole Effekte wie Pyro-Technik verzichten muss.
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Bei dem über zweistündigen Auftritt am 4.10. im im Wizemann in Stuttgart gab es dafür aber eine Kanone, die The BossHoss-„Dollarscheine“ ins Publikum gefeuert hat – bedruckt mit QR-Code zum aktuellen Merch. Wie gesagt: Marketing kann die Band! Aber viel wichtiger: Sie überzeugt mich immer wieder als Gruppe aus Live-Musikern, die vom ersten Takt an Vollgas geben. Die Setlist ist auf der „Back to the Boots“-Tour ist natürlich domniert von Songs aus dem gleichnamigen aktuellen Album, aber auch ihre beliebten Tracks aus früheren Jahren hat die Band zum Besten gegeben. Ich liebe, dass The BossHoss mühelos Genres verbinden: Der Country ist immer als eine Art Grundrauschen dabei, wird aber ergänzt von Pop und die Performace trieft nur so vor Rock ’n‘ Roll! Egal ob groß oder klein, die Konzerte von The BossHoss fühlen sich für mich immer wie ein energiegeladenes Rodeo an, bei dem die Band zeigt, dass sie aus versierten Musikern besteht. Sie müssen sich nicht hinter Studiotechnik verstecken, brauchen nicht viele Effekte oder glattgebügelte Arrangements. Im Gegenteil, für mich liegt ihre Stärke genau in der rohen Kraft handgemachter Musik. Das sind die Wurzeln der Band und hier überzeugt sie auf ganzer Linie.
Um mal im Cowboy-Slang zu bleiben, auch wenn der definitiv überstrapaziert ist: „Back to the Boots“ ist für mich das perfekte Brandzeichen für die The BossHoss und ihre aktuelle Tour. Bodenhaftung statt Arroganz, seit zwanzig Jahren gelebte Leidenschaft für die Musik. Allein diese Standhaftigkeit in der Live-Branche verdient schon Anerkennung und ist meiner Meinung nach nur durch Qualität bei der Musik, harte Arbeit und ein eingespieltes Team auf der Bühne und hinter den Kulissen zu erklären. Und natürlich: eine treue Fanbase. In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal, Cobwoys!





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