Warum ich für immer im Bill Skarsgård Fanclub bin
Als ich das Programm der Fantasy Filmfest Nights 2024 durchstöberte, wurden meine Augen bei einem Film besonders groß: „Boy Kills World“ mit Bill Skarsgård. Der Schwede ist für mich nicht erst seit seiner Darbietung als Horror-Clown „Es“ ein Garant für gute Filme (zwei Tipps auf die Schnelle: der Horrorfim „Barbarian“ auf Amazon Prime und die Serie „Clark“ auf Netflix). Skarsgård hat bei seiner Rollenauswahl ein geschicktes Händchen für einen Mix aus Underground- und Arthouse-Stilistik mit europäischem Einschlag und Blockbustern (wie zuletzt mit seiner Rolle in „John Wick: Kapitel 4“). Ich liebe es einfach, ihm beim Spielen zuzuschauen. Klar, der schwedische Hüne ist ein attraktiver Mann und seine Physis ist auch in „Boy Kills World“ beeindruckend – gestählt bis in die Zehenspitzen. Doch seine größte Qualität bleibt seine Mimik. Mit seinem puppenähnlichen Gesicht mit den großen Augen, Grübchen und vollen Lippen könnte man ihn leicht in Liebesfilmen und romantischen Dramen besetzen. Stattdessen spielt er oft den zwar smarten, aber durchtriebenen Bösewicht und zeigt innerhalb von Sekunden die verschiedensten Emotionen, oft nur durch Nuancen. Genau das machte ihn auch zur perfekten Besetzung in „Boy Kills World“. Denn darin spielt er den taubstummen „Boy“, der sich an der Tyrannin Hilda Van Der Koy (Famke Janssen) rächen will, die einst seine Familie töten ließ und nun als Teil einer postapokalyptischen Dynastie herrscht – inklusive martialischer TV-Shows.
Schwarzer Humor, knallharte Action und eine geniale Erzählweise
Es ist schwer, heute noch wirklich Innovatives in Filmen zu zeigen – alles wurde gefühlt schon gemacht und erzählt. Auch „Boy Kills World“ ist von der Stilistik natürlich nichts 100 % Neues ( „John Wick“, „Crank“ oder Guy Ritchie-Filme schlagen in eine ähnliche Kerbe). Aber: Wie viele Emotionen Bill Skarsgård in dem Film transportiert, ohne auch nur ein Wort zu sprechen, ist beeindruckend. Zu hören bekommen wir von seiner Rolle trotzdem viel und zwar durch einen inneren Monolog, für deren Stimme sich „Boy“ einfach die seines Lieblingsvideospiels aus der Kindheit ausgesucht hat. Diese Erzählweise ist ein genialer Schachzug, weil sie bei jedem Gaming-Fan sofort Erinnerungen an die eigene Kindkeit weckt oder die Brücke zur Leidenschaft in der Gegenwart baut. Es gibt im Film immer wieder Verweise an das ganze Gaming-Universum, sei es durch Dialoge und einzelne Begriffe, Musik und Sounds oder die wilden Kamerafahrten. Die coole Ästhetik oszilliert zwischen Retro Vibes und futuristischen Elementen und wird so zu einer audiovisuellen Hommage an Martial Arts-Videospiele und Comics. Skarsgård metzelt sich dabei als taubstummer, kompromissloser Action-Held auf so unterhaltsame Art durch den Film, dass keine Sekunde langweilig ist. Etwa, wenn er Probleme beim Lippenlesen hat und daher bei der obligatorischen Lagebesprechung mit seinem Team nur Kauderwelsch versteht. Bei den perfekt choreografierten Kampfszenen blieb mir oft vor Spannung (und Phantomschmerzen) die Luft weg. Die Einstufung als FSK 18 verrät es schon: Hier wird in jeder Hinsicht „durchgezogen“ und auch gerne mal draufgehalten, wo bei anderen Filmen geschnitten wird. Allein die finale Kampfszene zwischen „Boy“ und dem Schamanen (Yayan Ruhian) ist mit das beeindruckendste (und schmerzhafteste), was ich in diesem Gerne bisher gesehen habe. Zudem gibt es einen Plottwist am Ende, der für meinen Geschmack zwar nicht nötig gewesen wäre, aber der Handlung in den letzten Minuten nochmal Tempo verleiht.
„Boy Kills World“ ist ein rasantes Action-Gemetzel. Die Mischung aus knallharten Kampfszenen und schwarzem Humor ergibt eine wahnwitzige Orgie, in der sich Splatter, Thriller und Comedy gelungen die Hand reichen. Die rasiermesserscharfe Ästhetik mit Anleihen aus dem Gaming-Universum rundet den Spaß perfekt ab.
Hier könnt ihr euch den Trailer anschauen:
Über den Film
„Boy Kills World“ feierte im Rahmen der Fantasy Filmfest Nights 2024 Europapremiere und damit durften wir ihn in der englischen Originalversion in Stuttgart sogar sechs Tage vor dem US-Publikum sehen. Regie führte der deutsche Moritz Mohr („Viva Berlin!“), als Drehbuchautor war Arend Remmers, als ausführender Produzent Reza Brojerdi an Bord (beide aus Film „Schneeflöckchen“) sowie Dawid Szatarski als Action-Designer. Als Produzent agierte Sam Raimi (u. a. „Tanz der Teufel“, „The Gift“, „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“)
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