Ein Kunde weniger, finanzielle Ungewissheit und neue Möglichkeiten
Mein Jahresende oder besser gesagt das ganze letzte Quartal 2023 waren beruflich sehr anstrengend. Nicht weil ich außergewöhnlich viel Arbeit hatte, sondern weil es mich mental sehr gefordert hat. Ende September habe ich die Nachricht erhalten, dass einer meiner größten Auftraggeber die Zusammenarbeit aus Budget-Gründen zum Ende des Jahres beenden muss. Die schriftliche Kündigung lag im Briefkasten, als ich aus dem Kreta-Urlaub mit meiner Mutter zurückkam. Dort hatte ich meinem Vater seinen letzten Wunsch erfüllt und einen Teil seiner Asche im Meer verstreut. Es war also auch kein üblicher reiner Vergnügungsurlaub. Das Timing der Nachricht war also denkbar blöd. Aber spätestens seit „How I met your mother“ weiß ich ja: Timing ist eine B**ch!
Und ehrlich gesagt war das Ende der Zusammenarbeit in dem Fall zumindest auf emotionaler Ebene eine Erleichterung für mich, weil die Kommunikation mit einigen Beteiligten in den letzten Monaten für mich sehr anstrengend geworden war. Es gibt da ja immer diese Waagschalen bei Aufträgen: Gute Bezahlung und Spaß beim Job ist natürlich das Ideal. In der Realität muss man aber oft Abstriche machen. Meiner Erfahrung nach sind die „Wunschkunden“, bei denen alles passt, dünn gesät. Diese Agentur war mal so einer, bis sich bei unserem gemeinsamen Kunden die Dynamik im Team geändert hat und Mikromanagement und schlechte Kommunikation auf den Plan traten. Wäre der Job nicht so gut bezahlt gewesen, hätte ich schon längst die Reißleine gezogen. Und das Geld wäre irgendwann auch kein Hindernis mehr gewesen, denn es gab da diesen Moment: ich saß auf Rhodos bei perfektem Wetter am Strand und habe vor Wut geweint, weil mich wieder eine Nachricht so aufgeregt hatte. Ich hatte mir in der Vergangenheit geschworen, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Das ist kein Job oder Geld der Welt wert. Natürlich ist es auch immer eine Frage, wie sehr man etwas und jemanden an sich ranlässt (mein wunder Punkt). Aber es gibt leider auch Menschen, da hilft auch Abgrenzung nicht mehr und das hat dann nichts damit zu tun, dass man „zu sensibel“ ist oder etwas „zu persönlich nimmt“. Ich hasse diese Schuldumkehr: Wenn dauerhaft Wertschätzung fehlt oder auch sprachlich nicht mehr konstruktiv kritisiert wird, muss man gehen. In dem Fall ist mir mein Auftraggeber also nur zuvorgekommen und hat mir einen Gefallen getan.
Real Talk: Wenn über die Hälfte der Einnahmen wegfallen
Ihr wisst ja, dass ich es besonders in der Freelancer-Bubble wichtig finde, offen und ehrlich auch über Finanzen zu sprechen. Durch den Verlust des Auftrages fehlen mir ab diesem Monat über die Hälften meiner Einnahmen. Ich kenne natürlich die mahnende Stimme „Du musst Rücklagen bilden!“. Das ist alles schön und gut und mache ich natürlich auch zum Teil. Aber zeigt mir mal einen Freelancer in (meiner Branche), der regelmäßig über „5 k“ verdient und es nebenbei noch schafft ein paar Tausend zur Seite zu legen. Sorry, aber nicht bei den Honoraren im Journalismus und der Medienbrache generell. Hinzu kommt, dass ich finanziell eher nach dem Prinzip #yolo als vernünftig agiere. Das ist mein Anteil an der aktuellen unsicheren Lage. Also ja, hätte ich durch meinen Mann mit seinem gut bezahlten Job als Ingenieur kein finanzielles Netz, hätte ich jetzt anders und schneller agieren müssen. Ich bin also froh, einen Partner zu haben, der mich in jeder Form unterstützt – genau wie ich es im umgekehrten Fall auch machen würde. Natürlich bin ich parallel daran, neue Kunden zu suchen und mich mit meiner Selbstständigkeit generell breiter aufzustellen. Mehr dazu hoffentlich bald.
Ich halte euch hier und in meinem Newsletter auf dem Laufenden. Im Newsletter-Archiv (unter dem Anmeldeformular) könnt ihr übrigens auch nachlesen, warum mein Jahr 2024 dafür umso besser gestartet hat, nämlich mit meiner ersten richtig großen Zeitungs-Story über den spanischen Hutmacher Genís Whylan in der Welt am Sonntag.
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