Auf Instagram, Snapchat und Co. sind die „digitalen Verschönerungen“ allgegenwärtig. Aber sind die Filter gefährlich für unsere Wahrnehmung von Schönheit?
Wenn eine erwachsene Frau mit übergroßen Augen und Katzenohren in die Kamera strahlt, sind wir entweder auf einer Faschingsparty oder in den sozialen Medien unterwegs. Filter sind nicht nur ein Teil von Plattformen wie Instagram und Snapchat, sie kreieren teilweise ganze Trends und Challenges. Lustige Animationen verwandeln uns mit einem Klick in Tiere, Monster oder Fabelwesen oder verraten uns per Zufallsgenerator, welche Disney-Figur wir sind. Doch während bei diesen harmlosen „Fun Filtern“ offensichtlich ist, dass es sich um eine Art digitale Kostümierung handelt, gibt es auch noch die andere Kategorie: Beauty-Filter oder Apps, die uns ganz ohne Make-up und OP verschönern.
Die bekannteste App, die angeblich auch die Kardashians nutzen, ist Facetune. Der Name ist ziemlich bezeichnend: Hier kann mit wenigen Handgriffen am Handy jede Nase bis zur Unkenntlichkeit weichgezeichnet werden, Augen werden riesengroß, Lippen digital aufgespritzt. Außerdem gibt es inzwischen auch integrierte Filter bei Instagram, die zum Beispiel von Influencern kreiert werden, aber auch von Otto Normal Bürgern/innen auf der Jagd nach Perfektion. Das Problem mit diesen digitalen Bastelkästen ist, dass sie langsam, aber sicher und erwiesenermaßen unsere Vorstellung von Schönheit verändern. Denn während lange lediglich Spiegel oder der Vergleich mit echten Menschen unser Empfinden für Ästhetik prägten, sind es neben Film und Fernsehen nun oft die Fotos und Videos der sozialen Medien. Selbst wenn wir es nicht möchten, unser Gehirn verarbeitet das, was es sieht und projiziert im Worst Case die Erwartungshaltung aus dem virtuellen auf den realen Raum – und dieser kann niemand standhalten.
Ich selbst nutze regelmäßig Filter, wenn ich zu eitel bin, ungeschminkt eine Instagram Story aufzunehmen. Ich finde, eine dezente Verschönerung oder Optimierung ist auch in Ordnung. Natürlich weiß auch jeder, das Instagram oft fake und eben nicht die Realität ist. Aber wie immer im Leben gilt, frei nach Paracelsus: Die Dosis entscheidet, was giftig ist. Also sollten wir einfach nachdenken, ob wir die Regler beim Beauty Filter bis zum Anschlag drehen müssen, sonst propagieren wir langfristig „Plastic Beauty“ statt Natürlichkeit und spätestens beim realen Treffen fliegt der Schwindel sowieso auf.
Die Kolumne erschien erstmalig im August 2021im PIG Stadtmagazin Böblingen/Sindelfingen.
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